Grimm-Museum komplett wiedereröffnet
(Grimmforum, 29. Juni 2007)

Am Dienstag wurde das Brüder Grimm-Museum in Kassel auf allen Stockwerken wiedereröffnet. Aus diesem Anlaß fand eine feierliche Veranstaltung mit Museumsdirektor Lauer, Präsident Staubach und Kulturdezernent Junge statt.

Das Museum war 2006 wegen baulicher und feuerpolizeilicher Mängel weitestgehend geschlossen worden. Wie verlautete, gab es im Sommer 2006 auch einen erheblichen Wasserschaden.

Nach der baulichen Wiederherstellung präsentiert sich das Museum auf zwei Etagen mit einer Sonderausstellung, die Kinderbücher aus einer privaten Sammlung zugänglich macht, mit einer Etage über Leben und Werke der Brüder Grimm und der „interaktiven Märchen-Erlebniswelt“ in der obersten Etage.
Das Brüder Grimm-Museum informiert über die neuen Ausstellungen auf http://web.archive.org/ web/20070810085413/www.grimms.de/contenido/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=3& idart = 301 &m=&s=

Die baulichen Arbeiten im Museumsgebäude Palais Bellevue bedeuten zugleich einen erheblichen Eingriff in die Substanz dieses Baudenkmals, des einzigen über den Zweiten Weltkrieg hinweg intakt gebliebenen Stadtpalais der Landgrafen- und Kurfürstenfamilie.

Die HNA schreib in ihrem Bericht über die Wiedereröffnung u. a.:

Hessisch-Niedersächsische Allgemeine schrieb:
Die Grimms als Weltmarke
Neu gestaltetes Museum an der Schönen Aussicht wurde jetzt wiedereröffnet
Museumsleiter mit Stiftern: Dr. Bernhard Lauer (links) betrachtet mit Ingrid und Martin Witzel Objekte der Jahresausstellung Bücher öffnen Welten – Kinder- und Jugendbücher aus drei Jahrhunderten im Erdgeschoss des Museums.
Kassel. Der Andrang war groß, und die ersten Besucher staunten nicht schlecht: Gehörig aufpoliert wurde jetzt das Brüder-Grimm-Museum wiedereröffnet. Seit gestern sind alle Etagen des Palais Bellevue wieder für Besucher zugänglich. Das Museum glänzt mit einer neuen Jahresausstellung mit Kinderbüchern aus der Sammlung Witzel, der erweiterten und neu präsentierten Ausstellung zum Leben und Wirken der Brüder Grimm und einer sehenswerten Märchen-Erlebniswelt.
Nach der documenta-Eröffnung mussten die Verantwortlichen im Rathaus und im Museum Kritik einstecken. Die Grimm-Stadt hatte sich vor vielen tausend Besuchern blamiert. Die oberen Etagen des Museums waren gesperrt, nur im Erdgeschoss gab es wenige dürftige Exponate in Vitrinen zu sehen. Schon seit dem Herbst 2006 war das Museum für den Publikumsverkehr weit gehend gesperrt, nachdem im Sommer gravierende Sicherheitsmängel beim Brandschutz und an der über 200 Jahre alten Treppe – dem einzigen Zugang zu den oberen Etagen – aufgefallen waren.
In den kommenden Jahren will die Stadt Kassel insgesamt zehn Millionen Euro in die Sanierung und den Ausbau des Grimm-Museums investieren, das Weltgeltung hat. Neben der Wilhelmshöhe und der documenta seien die Grimms eine der drei Weltmarken Kassels, sagte Bürgermeister Thomas-Erik Junge (CDU) zur Eröffnung. Ob in China, Russland oder Australien – „die Kinder werden mit den Märchen der Brüder Grimm groß“. Es sei aber noch nicht gelungen, in den Augen der Welt Kassel so mit den Grimms zu verknüpfen, wie das Weimar mit Goethe geschafft habe. Junge: „Das ist unsere gemeinsame Aufgabe.“ (27. 6. 2007)

Im Leserforum der HNA findet man weitere Berichte und Informationen zur Wiedereröffnung des Museums. U. a. heißt es dort:

„chimp“ schrieb:

nach der selbstdarstellung zu urteilen, ist mit der neuen ausstellung einiges von der kritik, die an der vorigen dauerausstellung bis vor einem jahr, also vor der schließung, geübt wurde, aufgegriffen worden.
es war auch dringend nötig, dass an der dauerausstellung über leben und werke der brüder Grimm gründlich gearbeitet wurde, da eine sinnvolle themenfolge der ausstellung nicht mehr erkennbar war und die werke der brüder Grimm dem publikum nicht nahegebracht wurden, nicht einmal die märchensammlung.
es ist lobenswert, dass Ludwig Emil Grimm ein eigenes ausstellungskabinett gewidmet wird, ist der bestand seiner zeichnungen, gemälde und druckgraphiken doch der herausragendste überhaupt, der dem Brüder Grimm-Museum gehört.
sicherlich ist es auch erfreulich, dass die aquarelle Ludwig Emil Grimms mit den ansichten der Karlsaue und der Marktgasse wieder im original ausgestellt werden. zu fragen ist allerdings, wie es um die konservatorischen bedingungen für diese leihgaben aus den beständen der hessischen schlösserverwaltung in den ausstellungsräumen bestellt ist (licht, temperatur, luftfeuchtigkeit). nicht immer ist es sinnvoll, mit originalen zu prunken. die erhaltung dieser schätze muss priorität haben.
weiter muss man sich nun genau anschauen, was inzwischen mit der baulichen substanz des Palais Bellevue geschehen ist. immerhin handelte es sich um eines der höchstrangigen baudenkmäler der innenstadt, und nach dem zu urteilen, was zwischendurch verlautete, wurde in die substanz ja recht massiv eingegriffen. inwieweit waren und sind dabei denkmalschützerische gesichtspunkte genügend berücksichtigt?
genau hinschauen muss man auch, ob endlich die kritik an der „legendenartigen“ beschriftungsweise des Grimm-museums aufgenommen wurde. ist ersichtlich, welche exponate eigener bestand des museums sind, und welche leihgaben anderer einrichtungen? wird die provenienz einheitlich behandelt, ist ersichtlich, was aus den familien des Grimm-schwagers Ludwig Hassennpflugs oder des bruders Ludwig Emil stammt, oder wird weiterhin einfach von der herkunft aus der familie Grimm gesprochen, auch wenn es sich um sachen handelt, die mit Jacob und Wilhelm Grimm nie etwas zu tun hatten?
von grundlegender wichtigkeit ist die frage:
wie wird in der neuen ausstellung mit den büchern und manuskripten aus den beständen der universitätsbibliothek umgegangen? haben Grimm-Museum und UB Kassel im vorfeld gespräche geführt, um die nutzung solcher bestände für ausstellungszwecke im Grimm-Museum zu regeln? oder wird mit den beständen der bibliothek weiterhin über deren kopf hinweg operiert?
grundsätzlich diskussionswürdig ist, dass die dauerausstellung gegenüber den mitunter recht fragwürdigen sonderausstellungen des museums weiterhin in den hintergrund tritt und in die oberen stockwerke verbannt bleibt. das widerspricht den erwartungen, mit denen gäste nach Kassel kommen. wer hat es eigentlich entschieden, dass der bestimmende eindruck, den besucher vom Grimm-Museum haben, von ausstellungen wie der jetzt bis nächstes jahr gezeigten Witzel-sammlung geprägt wird, statt von einer dauerausstellung auf höchstem niveau, an die sich die sonderausstellungen anschließen würden? viel angemessener wäre es gewesen, die dauerausstellung in die attraktivsten schauräume zu holen, sie rechtzeitig zum Documenta-beginn zu öffnen und sich anschließend mit den nächsten sonderausstellungen, deren angemessener ort im oberen teil des gebäudes wäre, zeit zu lassen.
diese anmerkungen vorab scheinen mir nötig und aufgrund der bisherigen verlautbarungen aus dem museum und dem rathaus möglich. weiteres sollte sich anschließen, nachdem wir uns ab heute abend das neue werk des chefs und seines teams genau angesehen haben.
eins steht jedenfalls fest: die ausstellung mag sein, wie sie will, die zuständigen autoritäten kommen nicht umhin, sich mit dem nachgewiesenen fehlverhalten des chefs und dessen folgen auseinanderzusetzen. das bisherige nichtstun und verschweigen stinkt zum himmel. mag man in Kassel auch denken, dass über diese kleinen feinen betrügereien gras wächst: außerhalb und selbst international weiß man genau, was in Lauers UNESCO-antrag gestanden hat, wie dreist hier gefälscht wurde und wer sich damit gemein machte, indem er nichts unternahm und den zustand nur weiter verwirrte, indem er ergebnisse eines gutachten verkündete, das vor der öffentlichkeit seit monaten strikt verborgen gehalten wird, während die vertreter der universität ihre argumentation jederzeit publik gemacht haben.
herr oberbürgermeister, gehen Sie den ersten schritt zur klärung dieser angelegenheiten und machen Sie der öffentlichkeit endlich das gutachten zu den eigentums- und besitzverhältnissen an den Grimm-büchern und manuskripten aus bibliotheksbesitz zugänglich!

Bonoboche, 29. Juni 2007

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