Verzeichnis von Jacob und Wilhelm Grimms Briefwechsel
erarbeitet von Berthold Friemel, Stephan Bialas und Ingrid Pergande-Kaufmann gemeinsam mit Marcus Böhm, Bettina Hartz, Vinzenz Hoppe, Philip Kraut, Leonore Martin, Claudia Priemer unter Mitwirkung von Ludwig Denecke, Uwe Meves und Ruth Reiher. Version 5.0, überarbeitet von Berthold Friemel, Vinzenz Hoppe und Philip Kraut gemeinsam mit Felix Manczak und Elisabeth Rudolph
Humboldt Universität zu Berlin 2022

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Briefecke mit Unterschrift Jacob Grimms

Wichtiger Benutzungshinweis

Die im Digitalen Grimmarchiv verwendeten Abkürzungen und Namenformen stimmen mit denen der seit 2001 erscheinenden kritischen Ausgabe des Briefwechsels der Brüder Grimm weitgehend überein. Übersichten darüber bietet der Servicebereich zur Briefausgabe unter www.grimmbriefwechsel.de, auch mit einer Vielzahl ergänzender Informationen über die Briefpartner. Die einzelnen Objekte im Datenbanksystem sind mit festen Kennnungen (IDs) versehen, die im weiteren Arbeitsprozess beibehalten werden und anhand derer sie leicht wieder auffindbar sind. Solche Kennungen werden künftig, wie derzeit schon für Briefe, auch für einzelne Notizhefte, Kalender, Tagebücher, Bilder und ähnliches verwendet, über die Grenzen der Objekttypen hinaus.


Vorbemerkungen zum Verzeichnis von Jacob und Wilhelm Grimms Briefwechsel

Die Datenbank zum Briefwechsel der Brüder Grimm bildet den Kern des Digitalen Grimmarchivs (DGA). Sie wurde seit der Veröffentlichung von Version 4.0 im Jahr 2015 kontinuierlich ergänzt, vereinheitlicht und korrigiert. In die Version 5.0 sind nun Faksimiles von Originalbriefen, vor allem aus der Staatsbibliothek zu Berlin — Preußischer Kulturbesitz und aus der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, integriert. Scans aus weiteren Sammlungen werden folgen. Neben den Scans werden demnächst auch erste wissenschaftlich edierte Volltexte, Apparate und Sachkommentare Bänden der kritischen Grimm-Briefausgabe aufgenommen. Um das Modul zum Briefwechsel gruppieren sich im Aufbau befindliche andere Objektgruppen des DGA: zu Tagebüchern und Kalendern, zu Arbeitsmaterialien und zur persönlichen Bibliothek der Brüder Grimm, zu Lebensdokumenten und musealen Erinnerungsgegenständen. Zu diesen Sachgruppen werden Einzelobjektdatensätze mit wissenschaftlich recherchierten Metadaten und hochauflösenden Scans angelegt und detallierte, auf die Materialarten zugeschnittene Suchfunktionen entwickelt.

In der Briefdatenbank werden gut zwei Drittel des vermuteten Gesamtbriefwechsels nachgewiesen, wobei sich nicht definitiv verifizieren lassen dürfte, wieviel vom vermuteten Gesamtmaterial noch an bisher nicht aufgefundenen Stellen überliefert und wieviel im Lauf der Zeit abhanden gekommen ist. Die Suche und Verzeichnung der Briefe wird parallel zur Arbeit an neuen Editionen einzelner Briefwechsel fortgesetzt. Eine beachtliche Menge ermittelter Materialien liegt noch zur elektronischen Erfassung bereit. Es muß immer noch offen bleiben, wie nah man dem ursprünglichen Gesamtumfang dieses Korrespondenznetzes in der Rekonstruktion kommen kann, auch wenn die Überlieferungssituation sowohl im Fall der Briefe an die Brüder Grimm als auch im Fall der von ihnen ausgesandten als ungewöhnlich günstig bezeichnet werden kann.
   Vorbehalte von Erben gegen Veröffentlichungen aus Briefnachlässen, die im Fall der Brüder Grimm auf hemmende Weise wirksam geworden sind, muss man bedauernd hinnehmen. Es ist begründet zu vermuten, dass manches im authentischen Nachlass der Brüder Grimm dokumentarisch Belegte heute weder vorhanden noch zu erschließen ist.
   Jedenfalls ermöglichen Briefe einen relativ objektiveren Zugang zu Persönlichkeiten, als diese ihn in etwaigen selbst veröffentlichten Autobiographien geben können und wollen. Dass dies auch bei den Grimm-Selbstbiographien so ist, hat Wilhelm Grimm mehrmals eingeräumt, z. B. gegenüber seinem Bruder Ferdinand am 14. Dezember 1831: "mit den alten und herzlichen Wünschen zu deinem Geburtstage und ein paar Goldstücken übersende ich dir noch als ein Geschenk einen Abdruck von meiner Biographie, die in Justis Hessischer Gelehrtengeschichte steht u. die ich im Sommer 1829 auf sein dringendes Bitten u. eigentlich sehr ungern geschrieben habe. Man muss bei einer solchen Gelegenheit das meiste u. zum Theil das beste zurückhalten, denn es lässt sich nicht öffentlich sagen oder man hat selbst nicht Lust"  (Brief-ID: 5I3).

Durch den Umgang mit ihren Papieren haben die Brüder Grimm die Rekonstruierbarkeit ihres Briefgesprächs gewissermaßen nahegelegt. Schon zu ihren Lebzeiten haben sie die bei ihnen vorhandenen Briefe vielfach geordnet, mit Bemerkungen versehen und sie schließlich in einer nicht selbstverständlichen Vollständigkeit der Nachwelt hinterlassen. Das gilt gerade auch für die persönlichen Briefwechsel innerhalb der Familie und für die brisanten politischen Briefwechsel aus der Zeit der Göttinger Sieben, die sie geradezu publikationsreif, mit Datierungen und zum Teil mit inhaltlichen Hinweisen hinterließen.
   Bis in die 1990er Jahre blieb es allerdings unmöglich, durch vorliegende Publikationen einen Gesamtüberblick des Grimm-Briefwechsels zu gewinnen, obwohl er nach Substanz, Vielschichtigkeit und Umfang eine herausragende Stellung einnimmt. Schon der Schriftnachlass der Brüder Grimm ist nicht etwa genau in dem Zustand, in dem er sich bei ihrem Tod befand, auf die Nachwelt gekommen. Aus den großen Teilnachlässen in Krakau, Berlin und Marburg und aus Splitternachlässen in Bad Homburg, Hanau, Kassel, Weimar und an anderen Orten lässt sich aber ein Katalog derjenigen Personen aufstellen, die mit den Brüdern Grimm korrespondiert haben. Dieser seinerzeit als Vorarbeit für das Grimm-Briefverzeichnis zusammengestellte Korrespondentenkatalog enthält etwa 2.100 Personen. Mit deren Kenntnis findet man den Weg zu den meisten der ausgegangenen, unvermeidlich in alle Welt verstreuten Briefen der Grimms.
   Frühere Übersichten über die Grimm-Briefwechsel bezogen sich lediglich auf gedruckte Briefe. In der ersten derartigen Übersicht nannte A. Reifferscheid 1878 206 Briefe von J. Grimm und 50 von W. Grimm an 32 Personen und einen Verlag (in der Vorrede zu seiner Ausgabe von “Freundesbriefen” der Brüder Grimm). Der Grimm-Artikel im Goedeke von R. Steig kam 20 Jahre später, im Jahr 1898, schon auf etwa 160 Personen. Die letzte Bibliographie zu Briefwechseln der Brüder Grimm von L. Denecke, die die gedruckten Briefe alphabetisch nach Korrespondenzen angeordnet nachwies, verzeichnete 1983 Briefwechsel der Brüder Grimm mit 582 Personen (siehe Literaturhinweise). Dass dies längst noch nicht das vollständige Bild des Grimm-Briefwechsels ist, kann man schon daraus ersehen, dass sich (wie bereits gesagt) aus den verschiedenen Nachlassteilen etwa 2.100 Korrespondenzen nachweisen lassen, dass also allein der Personenbestand um drei Viertel höher liegt, als sich aus der bisherigen Forschung ableiten ließ.
   Die Tendenz, dass die Mehrzahl der Briefe von und an Jacob und Wilhelm Grimm bisher editorisch nicht erschlossen war, bestätigt sich bei Betrachtung der Zahlen nachgewiesener Einzelbriefe. Auch dies kann im historischen Vergleich verdeutlicht werden: E. Steinmeyer legte sich für die von ihm veranlassten Miszellendrucke von Grimm-Briefen in zahlreichen Bänden des "Anzeigers für deutsches Altertum" eine Nachweiskartei über seinerzeit bekannte Grimm-Briefe an (erhalten in seinem Nachlass in der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg). Zum überwiegenden Teil notierte er Drucke, vereinzelt auch Handschriftliches. Er dürfte in seiner Generation neben Scherer der beste Kenner dieser Materie gewesen sein. Seine Kartei umfasst 116 quer liniierte Blätter im Format A 5, 62 für Jacob und 54 für Wilhelm Grimm. Für jedes Jahr, aus dem Briefe überliefert sind, legte Steinmeyer ein Blatt an und vergab für jeden Monat eine Zeile, in die in äußerster Verknappung mit Tinte oder Bleistift Angaben über die Briefe eingetragen wurden. Die Kartei repräsentiert den Kenntnisstand bis etwa 1904. Angelegt wurde sie spätestens 1891. Insgesamt sind etwa 1.700 Briefe angeführt. Da Steinmeyers Kartei der einzige erhaltengebliebene Vorläufer unserer Briefwechseldatenbank ist und sonst nur Reifferscheid in seiner alphabetischen Liste von Korrespondenzen auch die Anzahl der jeweils bekannten Briefe angab, kann an dieser Stelle nochmals resümiert werden: vor 1878 waren laut Reifferscheid 256 Einzelstücke aus dem Grimm-Briefwechsel bekannt, das sind etwa 0,7 % der hypothetisch aus der Zahl der Korrespondenten hochzurechnenden Gesamtmasse von 30.000 Briefen. Bis 1904 (Steinmeyer) erhöhte sich die Zahl bekannter Briefe auf etwa 1.700, etwa 6 %. Derzeit, im Jahr 2022, verzeichnet das Grimm-Briefverzeichnis (einschließlich der Nebendatei mit erschlossenen Briefen) etwa 22.000 Briefe, also knapp drei Viertel der vermutlich einmal vorhanden gewesenen Briefe. Dieser Anteil liegt um etwa das Doppelte über dem Durchschnittswert bei der Überlieferung anderer historisch bedeutender privater Korrespondenzen der Neuzeit vor der elektronischen Nachrichtenübermittlung, von früheren Epochen selbstverständlich ganz zu schweigen.

Die bisherigen Bibliographien zum Grimm-Briefwechsel registrierten gedrucktes Schrifttum, und zwar titelmäßig unter den Namen der Briefpartner und -partnerinnen, nicht etwa in chronologischen Einzelbrieflisten. Das Ziel des Grimm-Briefverzeichnisses ist es demgegenüber, alle Briefe von und an Jacob und Wilhelm Grimm in Einzelbriefnachweisen zu erfassen. Grundlage dafür ist die Ermittlung der Originale, zu denen die bisherigen Editionen in Beziehung gesetzt werden. Die Ausgangsfrage bei der Suche nach den Brieforiginalen lautete: mit welchen Persönlichkeiten hatten die Brüder Grimm Kontakte, aus welcher Art von Beziehungen lässt sich auf das Vorhandensein eines Briefwechsels schließen? Kennt man die Namen der Personen, so lässt sich gezielt suchen, und es zeigt sich, dass unter Nutzung der seit dem Zweiten Weltkrieg international verbesserten Informationsmöglichkeiten über neuzeitliche schriftliche Nachlässe eine hohe Erfolgsquote bei der Auffindung der Originalbriefe zu erzielen ist. Als Briefpartner waren zunächst diejenigen Personen zu verbuchen, die durch bisherige Editionen bekannt waren, weiter diejenigen, von denen Briefkonvolute aus dem Grimm-Nachlass in Berlin, Marburg, Krakau und an anderen Orten festzustellen sind. Erweitert wurde der Kreis um Personen, die sich in die Grimm’schen Stammbücher eingetragen haben oder von denen im Grimm-Nachlass Visitenkarten vorhanden sind, und um die in den Vorreden des "Deutschen Wörterbuchs" genannten Exzerptoren sowie die Hörer der Grimm’schen Vorlesungen in Göttingen und Berlin.
   Die Auffindung der heute noch vorhandenen Briefe ging aus von der Abgleichung des aus den genannten Referenzmaterialien kumulierten Korrespondentenregisters mit Nachlassverzeichnissen und anderen Katalogen personenbezogener Handschriftenüberlieferung, d. h. für Deutschland in erster Linie mit den Verzeichnissen von Denecke / Brandis, Mommsen und Lülfing / Unger / Wolf, für Österreich mit dem Handbuch von Hall und Renner sowie für die Schweiz mit dem Repertorium von Schmutz-Pfister und Knoch-Mund. Die Angaben über Nachlässe sind für den gesamten Kreis der 2.100 Personen in einer alphabetischen Personendatei gespeichert worden, von wo sie sowohl alphabetisch nach Personen wie auch nach Standorten sortiert abrufbar waren. Eine aus dieser Datei hergestellte alphabetische Standortliste, ergänzt um Standortnachweise aus der Zentralen Autographenkartei bei der Staatsbibliothek zu Berlin, bestimmte die Verfahrensweise bei der Verzeichnung der Briefhandschriften. Die Standortliste enthielt allein aufgrund der oben genannten Hilfsmittel aus dem deutschsprachigen Raum Hinweise auf ca. 500 Institute und Privatpersonen, deren Bestände schrittweise durch persönliche Besuche oder durch Rundschreiben auf Grimm-Briefe hin überprüft und ausgewertet wurden. Durch die Nutzung internationaler Hilfsmittel und durch systematische Nachforschungen bei Nachfahren Grimm’scher Korrespondenten und Korrespondentinnen ist die Anzahl befragter Institute und Privatpersonen seither beachtlich angewachsen.
   Zur Feststellung schwerer lokalisierbarer Briefhandschriften wurden 1994 Unterstützungsaufrufe zur Veröffentlichung an 29 Zeitschriften und Jahrbücher geschickt und in der Mehrzahl der Fälle auch veröffentlicht. Auf diese Aufrufe gingen jedoch nur drei Zuschriften mit Hinweisen auf acht Grimm-Briefe ein, die überwiegend ohnehin schon bekannt waren.
   Als zweite Stufe einer zielgerichteten Autographenlokalisierung war ursprünglich die Recherche auf der sachlichen Ebene, auf der Ebene der Institutionengeschichten und der Tätigkeitsfelder der Brüder Grimm und ihrer Korrespondenten, vorgesehen. Die Fixierung auf persönliche Nachlässe und Zufallsüberlieferungen in Autographensammlungen führt allein noch nicht zur möglichen Vollständigkeit der Ergebnisse, da Briefwechsel auch in amtliche Registraturen gelangt sein können bzw. sich briefartiges Material zwangsläufig dort vorfindet, sobald die Person, die Gegenstand der Forschung ist, mit einer anderen Person in deren amtlicher Eigenschaft zu tun hatte. Für die Brüder Grimm ist diesem Zweig der Überlieferung mit großem Erfolg nachgegangen worden, indem große Mengen von bisher völlig unbekannten Autographen, die freilich nur zum Teil Briefe sind, im Behördenschriftgut Hessens, des Königreichs Hannover und Preußens ermittelt werden konnten.

Das Grimm-Briefverzeichnis geht auf kontinuierliche Arbeiten seit dem Jahr 1986 zurück. 1993 bis 1998 war eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Arbeitsgruppe an der Humboldt-Universität zu Berlin für die Fortführung des Verzeichnisses tätig. Dieser Arbeitsgruppe gehörten Stephan Bialas, Ingrid Pergande-Kaufmann und Berthold Friemel als wissenschaftliche Mitarbeiter sowie Bettina Hartz, Leonore Martin und Claudia Priemer als studentische Hilfskräfte an. Als Antragsteller gegenüber der DFG unterstützten Ludwig Denecke, Uwe Meves und Ruth Reiher das Forschungsprojekt, wobei Ludwig Denecke bereits seit 1988 durch vielfache Beratung und Mitwirkung in besonderer Weise beteiligt war und bis zu seinem Tod im Jahr 1996 blieb.
    Die genannte Arbeitsgruppe stellte 1995 eine neue gedruckte Fassung des Verzeichnisses her, welche die bis dahin erzielten Zuwächse wiedergab und als Version 2.0 zählt.
   Aus der Arbeitsgruppe ging die noch bestehende Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin hervor.
   Die erste Onlinefassung des Jahres 2004 erhielt die Nummer 3.0. Durch die Nummerierung der Versionen soll für Nutzerinnen und Nutzer ersichtlich bleiben, inwieweit ihre bisher aus der Datenbank entnommenen Informationen noch dem letzten Stand der Kenntnisse entsprechen.
    Die 2022 publizierte Fassung, die mit Faksimiles zu etwa 11.000 Briefen verknüpft ist, erhält die Nummer 5.0. Daran, dass die Version 5.0 mit genau diesem Schwerpunkt zustandekam, hat das Förderprogramm zur Digitalisierung von Kulturgut des Landes Berlin im Jahr 2021 wesentlichen Anteil. Das internetbasierte Datenbanksystem wurde zwar bereits seit einigen Jahren entwickelt, auch mit zusätzlichen Funktionalitäten wie der Verknüpfung mit maschinenlesbaren Brieftexten und Sachkommentaren. Dadurch, dass das Land Berlin die Digitalisierung sämtlicher in der Staatsbibliothek Berlin verwahrten Briefe von und an Jacob und Wilhelm Grimm ermöglichte, ist nun dieser Aspekt der wichtigste Fortschritt in der neuen Version, zumal es ohnehin unser Konzept für das Datenbanksystem ist, dass die historischen Originale im Mittelpunkt stehen sollten und alle anderen Datensegmente die Aufgabe haben, die authentischen Objekte zu erschließen und in heutige Diskurse einzubringen.

Ähnliche Projekte und Ideen wie die des Grimm-Briefverzeichnisses aus früheren Jahrzehnten wirkten auf verschiedene Weise auf die Arbeit ein. Als grundlegende Voraussetzungen konnten die Kataloge der Berliner und Marburger Teile des Grimm-Nachlasses und L. Deneckes Bibliographie der Grimm-Briefeditionen, später auch R. Breslaus Katalog des Berliner Bestandes genutzt werden. Aus früheren begonnenen Einzelverzeichnungen der Briefe konnte mit der Ausnahme von E. Steinmeyers Briefkalendarium kein unmittelbarer Zugewinn gezogen werden, da die aus Erwähnungen bekannten Karteien und Register A. Leitzmanns, G. Ginschels und L. Deneckes nicht mehr vorhanden bzw. nicht zugänglich waren.

Zu großem Dank sind wir den hilfreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der zahlreichen Bibliotheken und Archive verpflichtet, wo wir für das Briefverzeichnis arbeiteten oder die uns auf briefliche Anfragen antworteten und dafür manchmal umfangreiche Bestände und Kataloge sichteten. Stellvertretend seien die Bibliothekarinnen und Bibliothekare von der Handschriftenabteilung der früheren Deutschen Staatsbibliothek Unter den Linden in Berlin und ihre Kolleginnen und Kollegen vom anderen Haus der Berliner Staatsbibliothek am Potsdamer Platz genannt, Frau E. Burda von der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau, Herr Dr. W. Moritz und seine Kolleginnen und Kollegen im Hessischen Staatsarchiv Marburg, Herr Dr. H. Rohlfing von der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Herr Dr. K. Wiedemann von der Murhardschen und Landesbibliothek Kassel, Herr Dr. B. Lauer und seine Kolleginnen vom Brüder Grimm-Museum Kassel, Frau Dr. I. Kratzsch und Herr Blankenburg von der Universitäts- und Landesbibliothek Jena, Herr Dr. H. Bredehorn von der Universitätsbibliothek Marburg, Frau I. Kießling und Herr Dr. W. Raub von der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Herr Dr. A. Merk vom Historischen Museum Hanau, Herr Dr. W. W. Schischkin von der Nationalbibliothek St. Petersburg. Sehr herzlich danken wir auch den Besitzern größerer und kleinerer einschlägiger Privatsammlungen, die uns ihre Grimm-Briefe zugänglich machten.

Ein großer Teil des im Verzeichnis erfassten handschriftlichen Materials befindet sich als Kopie in den Sammlungen der Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin.

In das Briefverzeichnis wurden auch Briefe aufgenommen, deren Text nicht überliefert ist. Diese Briefe sind in der Regel aus anderen Briefen, aus Schreibkalendern, Tagebüchern und sonstigen Autobiographika zu belegen. Besonders ergiebig waren in dieser Hinsicht die Schreibkalender der Brüder Grimm. Von Jacob Grimm sind 25 und von Wilhelm Grimm 38 derartige Schreibkalender überliefert, in denen sie unter dem Tagesdatum ihre Briefausgänge festhielten. Diese Vermerke wurden in einer gesonderten Datei ausgewertet, wobei ganze Korrespondenzengruppen neu bekannt wurden. Als zweifelhaft erwiesen sich jedoch die festgestellten Tagesdaten, da bei Briefen, die bekannt sind und über die auch eine Briefausgangsnotiz vorhanden ist, oftmals Divergenzen zwischen dem Datum auf dem Brief und dem Datum des Ausgangsvermerks bestehen. Vermutlich handelt es sich bei den Ausgangsvermerken um diejenigen Tage, an denen die Briefe zur Post gegeben wurden. Dieses Problem erschwert die Zusammenführung der Nachweise aus den Tagebüchern und Schreibkalendern mit der Hauptdatei des Briefverzeichnisses. Die Daten aus der Datei der erschlossenen Briefe und der des Hauptverzeichnisses sind noch nicht vereinigt worden, sondern es wurde in demjenigen Teil des Datenbestandes erschlossener Briefe, bei dem dies möglich ist, lediglich ein Verweis auf das Hauptverzeichnis vorgenommen, sodass sich der Bestand der aus tagebüchern und Kalendern erschlossenen, sonst nicht nachweisbaren Briefe auf etwa 2.000 verringert hat. Die Zusammenführung der beiden Datenbestände ist weiterhin vorgesehen, jedoch mit erheblichem Aufwand verbunden.

Den Editionen des Grimm-Briefwechsels lag zunächst ein halbes Jahrhundert lang kein wissenschaftlicher Plan zugrunde. A. Leitzmann, der um 1920 solch einen Plan entwickelte, konnte ihn nur in Anteilen verwirklichen.
   Wünsche nach einer Gesamtausgabe ziehen sich schon seit der Zeit unmittelbar nach Jacob Grimms Tod (1863) durch die Grimm-Literatur, aber Vorstellungen darüber, wie so etwas sinnvoll anzufangen wäre, entstanden erst seit den 1970er Jahren und stießen auf mancherlei Hindernisse. Seit 2001 erscheinen die Briefwechsel der Brüder Grimm in einer kritischen Ausgabe in Einzelbänden (siehe ausführlicher
www.grimmbriefwechsel.de), die nicht zuletzt den in dem vorliegenden Verzeichnis gespiegelten Kenntnisstand von der Gesamtheit des Grimm-Briefwechsels laufend erweitert und korrigiert. Weitere Angleichungen an die Standards der Briefausgabe, die ihrerseits vielfach auf denen des Briefverzeichnisses gründen, werden fortlaufend vorgenommen.

Nähere Informationen über die in diesen Vorbemerkungen skizzierten wissenschaftsgeschichtlichen und arbeitspraktischen Gegebenheiten können über die unten mitgeteilten Literaturhinweise aufgefunden werden. Fragen zur Benutzung des Verzeichnisses beantworten die beigegebenen Hilfeseiten.

Ein besonders herzlicher Dank der Autorinnen und Autoren gilt abschließend den beteiligten Informatikteams für ihren geschickten Umgang mit unseren Daten.

Der als Vignette des Briefverzeichnisses abgebildete Rest eines Briefes von Jacob Grimm befindet sich so im Historischen Museum Hanau (Brief-ID: EHJ).

Berlin, 20. September 2022

Berthold Friemel, Vinzenz Hoppe, Philip Kraut

 

Literaturhinweise:

Ludwig Denecke: Bibliographie der Briefe von und an Jacob und Wilhelm Grimm. In: Aurora. Jahrbuch der Eichendorff-Gesellschaft Bd. 43 (1983), S. 169—227. Zuvor — noch minder vollständig — dasselbe in: ders.: Jacob Grimm und sein Bruder Wilhelm. (Sammlung Metzler, Bd. 100.) Stuttgart 1971, S. 5—29

Daniel Droixhe, Jean-Claude Muller und Pierre Swiggers: Les correspondances de linguistes: Projet d'inventaire systématique. In: Speculum historiographiae linguisticae. Kurzbeiträge der IV. Internationalen Konferenz zur Geschichte der Sprachwissenschaften, hrsg. von Klaus D. Dutz. Münster 1989, S. 347—357

Berthold Friemel und Vinzenz Hoppe: Gelehrtenbriefwechsel der Brüder Grimm. In: Handbuch Brief. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Bd. 1: Interdisziplinarität Systematische Perspektiven Briefgenres, hrsg. von Marie Isabel Matthews-Schlinzig, Jörg Schuster, Gesa Steinbrink und Jochen Strobel. Berlin und Boston 2020, S.1119—1129

Berthold Friemel und Ruth Reiher: Zur Edition des Grimm-Briefwechsels. In: Zeitschrift für Germanistik, N. F. Bd. 1 (1991), S. 311—322

Berthold Friemel: Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität. In: Zeitschrift für Germanistik, N. F. Bd. 11 (2001), S. 607—612

Jean-Claude Muller: Des correspondances de linguistes et de leur valeur historiographique. In: La Licorne, Bd. 19 (1991), S. 179—191

 

Die bisherigen Fassungen des Briefverzeichnisses:

Berthold Friemel: Verzeichnis von Jacob und Wilhelm Grimms Briefwechsel. Torso-Fassung, Bd. 1—2. Phil. Diss., Berlin 1992 (= Version 1.0)

Berthold Friemel, Stephan Bialas: Verzeichnis von Jacob und Wilhelm Grimms Briefwechsel. Zwischenbericht, erarbeitet in Verbindung mit Ludwig Denecke, Leonore Martin, Uwe Meves, Ingrid Pergande, Claudia Priemer und Ruth Reiher. Berlin 1995 (= Version 2.0)

Berthold Friemel, Stephan Bialas, Ingrid Pergande-Kaufmann: Verzeichnis von Jacob und Wilhelm Grimms Briefwechsel, erarbeitet gemeinsam mit Bettina Hartz, Leonore Martin, Claudia Priemer unter Mitwirkung von Ludwig Denecke, Uwe Meves, Ruth Reiher. Internetprogrammierung: Klaus B. Kaindl, Paul David Doherty. Version 3.0. Humboldt-Universität zu Berlin 2004. (Onlineversion, nicht mehr zugänglich)

Berthold Friemel, Stephan Bialas, Ingrid Pergande-Kaufmann: Verzeichnis von Jacob und Wilhelm Grimms Briefwechsel, erarbeitet gemeinsam mit Bettina Hartz, Leonore Martin und Claudia Priemer unter Mitwirkung von Ludwig Denecke, Uwe Meves und Ruth Reiher. Version 4.0, überarbeitet von Marcus Böhm, Berthold Friemel, Vinzenz Hoppe und Philip Kraut. Datenbankprogrammierung: Friedrich Ueberreiter. Humboldt-Universität zu Berlin 2015. (Onlineversion 2022 noch vorerst zugänglich unter http://www.grimmnetz.de/old-content/bv/)

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