Briefwechsel der Brüder Grimm:
Neue Version des Gesamtverzeichnisses und neuer Band der gedruckten Edition — verschollenes Fragment des altfranzösischen „Roman de Renart“ entdeckt
Zusammenfassung: Die Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin stellt eine neue Version ihres Verzeichnisses sämtlicher Briefe von und an Jacob und Wilhelm Grimm sowie den Band 7 der gedruckten Ausgabe des Briefwechsels vor. In letzterem wird auch ein wichtiges Fragment der mittelalterlichen französischen Literatur erstmals veröffentlicht.
Nach Beginn des Sommersemesters stellt die Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin jetzt die Version 4.0 ihres Verzeichnisses sämtlicher Briefe von und an Jacob und Wilhelm Grimm vor. Das Verzeichnis weist Handschriften und bisherige Drucke zu etwa 20.000 Briefen nach. In der neuen Version sind auch die Empfangsorte der Briefe angegeben. In Zusammenarbeit mit einem Projekt an der Universität Amsterdam werden die Ortsangaben dazu genutzt, den Briefwechsel auf einer Karte anschaulich zu machen. Diese Karte wird in der „Grimmwelt“ Kassel verwendet, einem neuen Museum, das im kommenden September eröffnet wird. In einer künftigen Version des Grimm-Briefverzeichnisses, an der jetzt gearbeitet wird, sollen Faksimiles der Originalbriefe, durchsuchbare Texte und Kommentare zugänglich sein.
Zugleich präsentiert die Arbeitsstelle einen neuen Band der 2001 begonnenen Grimm-Briefedition. Er enthält die Briefwechsel der Brüder Grimm mit Gustav Freytag, Moriz Haupt, Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Franz Joseph Mone. Alle Briefautoren des Bandes sind prominente Persönlichkeiten ihrer Zeit. Am bekanntesten von ihnen ist heute Hoffmann von Fallersleben als Verfasser des Textes der deutschen Nationalhymne. Für die Brüder Grimm waren sie Fachkollegen, mit denen sie nicht nur Meinungen austauschten, sondern die Briefpartner halfen sich auch gegenseitig mit neuesten Informationen und Quellenmaterialien. Als kleine Sensation darf man bezeichnen, dass unter den Quellen, die der neue Band der Grimm-Briefausgabe zugänglich macht, auch das seit Jahrzehnten verschollene und bisher nie edierte Fragment e des mittelalterlichen französischen „Roman de Renart“ ist, das (in Abschrift von Mone) als Beilage zu einem der Briefe gehört. Dieser Fund hat für die mittelalterliche französische Literatur ungefähr eine ähnliche Bedeutung, als ob für die deutsche ein verschwundenes Fragment des Nibelungenliedes wieder auftauchen würde. Der neue Band zeigt also, dass diese Briefwechsel auch der heutigen Wissenschaft vieles zu bieten haben, was sie auf andere Weise nicht erlangen könnte.
Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit Gustav Freytag, Moriz Haupt, Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Franz Joseph Mone, hrsg. von Philip Kraut, Jürgen Jaehrling, Uwe Meves und Else Hünert-Hofmann. Stuttgart: Hirzel 2015, 566 S., 56 €. ISBN 978-3-7776-2487-7
Weitere Informationen und Zugang zum Grimm-Briefverzeichnis:
http://www.grimmnetz.de / http://www.grimmbriefwechsel.de
Kontakt:
Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel an der Humboldt-Universität zu Berlin, Philip Kraut, +49-30-20935302, kraut[at]grimmbriefwechsel.de
Bilder zur Verwendung im Zusammenhang mit dieser Pressemitteilung:
Band 7 der Grimm-Briefedition:
http://www.grimmnetz.de/download/pm7/Grimm-Briefwechsel_Bd7.tif
Brief Jacob Grimms an Hoffmann von Fallersleben, als dieser aus politischen Gründen als Professor der Universität Breslau entlassen wurde:
http://www.grimmnetz.de/download/pm7/JG_sw.tif
(Abbildung aus dem Band)
Letzter Brief Hoffmanns von Fallersleben an Jacob Grimm:
http://www.grimmnetz.de/download/pm7/Brief_hoffmann_1.jpg
(Abbildung aus dem Band)
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Administrator, 12. Mai 2015