Die Berliner Ausstellungskuratorin Professorin Nicola Lepp sprach mit der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen“ über die Dauerausstellung für die neue „Grimmwelt“ Kassel. Das neue Ausstellungshaus mit der von Lepps Agentur kuratierten Dauerausstellung und einer Sonderausstellung über Haare (aus derselben Hand) soll am 4. September öffnen.
Über die wissenschaftlichen Grundlagen der Ausstellung führte Professorin Lepp laut HNA aus:
Nicola Lepp über die Recherche: Ich bin mir sicher, dass wir keine gute Ausstellung gemacht hätten, wenn wir drei Grimm-Spezialisten im Team gehabt hätten. Wir sind Kulturwissenschaftler und mit der Literaturgeschichte vertraut. Trotzdem sind wir 2013 erst einmal in die Bibliothek gegangen und haben mehrere Bücher gelesen. Fünf Monate lang haben wir zu viert am Konzept gearbeitet, Ideen entwickelt und uns Rat bei Experten geholt. [Hervorhebungen Bonoboche]
„Die neue Kasseler Grimmwelt soll Kinder ebenso ansprechen wie Experten der Sprachforscher und Märchensammler“, so die HNA zusammenfassend.
http://www.hna.de/kultur/neue-grimmwelt-soll-mehr-museum-sein-5276618.html
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Bonoboche, 24. Juli 2015
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Nicola Lepp und Andrea Linnebach-Wegner über „Grimmwelt“
Frau Prof. Nicola Lepp teilte uns am Montag, dem 27. 7., mit, dass ihr „der Artikel in der HNA vor der Veröffentlichung nicht vorgelegt worden“ sei, dass es darin ein „falsches Zitat“ gebe, sie „sehr ungehalten über diese Schreibweise“ sei und sich „dazu mit der Kasseler Pressestelle in Verbindung setzen“ wolle. Die Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel Berlin, die von der Agentur Hürlimann & Lepp seit über einem Jahr für „Rat“ (u. a. Vorschläge zu Themen, Exponaten und Quellen, Recherchen, Korrektur von Ausstellungstexten) herangezogen wurde, forderte Frau Prof. Lepp daraufhin nochmals auf, aus ihrer Sicht näher zu interpretieren, was an dieser Stelle gemeint sein sollte, und bat sie um Richtigstellung am selben Ort in der Kasseler Zeitung. Sollte dies nicht erfolgen, so sei die Zusammenarbeit zwischen der Arbeitsstelle und Frau Lepps Agentur beendet.
Aus Kassel richtete Frau Dr. Andrea Linnebach-Wegner, die an Grimm-Editionsprojekten beteiligt ist, einen offenen Brief an Nicola Lepp, in dem es heißt:
Dr. Andrea Linnebach-Wegner schrieb:
Mit ausgesprochenem Befremden habe ich gelesen, dass Sie der „sicheren“ Ansicht sind, „dass wir keine gute Ausstellung gemacht hätten, wenn wir drei Grimm-Spezialisten im Team gehabt hätten.“ Eine solche Diskreditierung von Fachwissenschaftlern kann nicht unwidersprochen bleiben. Im Gegenzug: die Einbeziehung kompetenter Fachleute in Ihr Team hätte sicherlich manchen Fehler und manche Peinlichkeit in der „Grimmwelt“ vermeiden lassen, wie etwa Ihr Ausstellungs-ABC samt seinem „Ärschlein“. Mit Schrecken habe ich gesehen, dass Ihre Begleitpublikation unter dem gleichen Motto „Die Grimmwelt. Von Ärschlein bis Zettel“ erscheinen soll. Dies führt zu einer völlig verzerrten Wahrnehmung: nicht nur, dass das Alphabet hier mit einem Umlaut beginnt, nein, „Ärschlein“ ist auch einer der kürzesten Einträge im Deutschen Wörterbuch überhaupt, denn der Begriff wird nur mit einem einzigen knappen Beleg, noch dazu aus einer französischen Übersetzung (Rabelais), vermerkt. Auch seine Zuordnung zu den „Schimpfwörtern“, wie in der Ausstellung vorgesehen, taugt nicht, da er keines ist. So erscheint das Ganze als krampfige Suche nach Originalität, in Folge als spießig-verklemmte Anal-Komik. Dies konterkariert das Lebenswerk der Brüder Grimm grundlegend. Wehren können sie sich nicht mehr …
Volltext des offenen Briefes von Dr. Andrea Linnebach-Wegner:
http://www.grimmnetz.de/download/linnebach_lepp_offener_brief.pdf
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Administrator, 28. Juli 2015
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Re: Ausstellungskuratorin Lepp über neue „Grimmwelt“ Kassel
Am Mittwoch, dem 29. 7., erhielten wir eine nochmalige Mitteilung von Prof. Nicola Lepp zum HNA-Artikel über die Dauerausstellung für die „Grimmwelt“ Kassel, der Anlass zur in diesem Forumszweig dokumentierten Dískussion war.
Im Gespräch mit dem HNA-Journalisten sei es laut Frau Prof. Lepp um die Zusammensetzung ihres Teams aus drei Mitarbeitern gegangen, die aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen kommen. Frau Prof. Lepp habe gesagt, „wir hätten eine andere Ausstellung gemacht, wären die bürointernen wissenschaftlichen Mitarbeiter Grimm-Spezialisten gewesen“. Es sei nicht um ein Qualitätsurteil gegangen.
Ausdrücklich betont habe sie an anderer Stelle des Gespräches, dass sie intensive Unterstützung durch externe Grimm-Experten erfahren habe. Dies habe in dem Artikel jedoch keinen Niederschlag gefunden.
Die Kasseler Zeitung zitierte Frau Prof. Lepp vor einer Woche mit dem Wortlaut „Ich bin mir sicher, dass wir keine gute Ausstellung gemacht hätten, wenn wir drei Grimm-Spezialisten im Team gehabt hätten“, wie im obigen Forumsbeitrag wiedergeben.
Falls die Zeitung eigenmächtig den Wortlaut aus „eine andere Ausstellung“ in „keine gute Ausstellung“ geändert hat, wirft das Fragen zur redaktionellen Strategie der HNA auf.
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Administrator, 29. Juli 2015
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Matthias Lohr (Kasseler „HNA“) zu Zitat der Kuratorin Lepp
Wir erhielten freundlicherweise eine Mitteilung des Journalisten Matthias Lohr von der Kasseler „HNA“, der die Ausstellungskuratorin Prof. Nicola Lepp in seinem Artikel über die neue Kasseler „Grimmwelt“ mit folgender Einschätzung zitierte:
Nicola Lepp über die Recherche: Ich bin mir sicher, dass wir keine gute Ausstellung gemacht hätten, wenn wir drei Grimm-Spezialisten im Team gehabt hätten.
Herr Lohr informierte uns, Frau Prof. Lepp habe den Satz genau so gesagt, wie Herr Lohr ihn zitiert habe. Er stehe wortwörtlich so in seinen Unterlagen.
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Administrator, 29. Juli 2015