Grimm-Themen standen in den letzten Jahren mehrfach in der Kasseler Stadtverordnetenversammlung und in deren Kulturausschuss zur Diskussion. Auch heute sind dort drei Grimm-Anträge auf der Tagesordnung notiert, darunter einer von Bündnis 90 / Grüne auf Neuverhandlung des Vertrages zwischen Stadt und Grimm-Gesellschaft über das Grimm-Museum. Im Leserforum der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen“ schilderte der Kasseler Ingenieur Klaus Weltermann als Zuhörer der Beratung des Plenums der Stadtverordnetenversammlung über diesen Grünen-Antrag, wohl vom 3. 11., seine Eindrücke und Meinungen, die vielleicht, ebenso wie der Inhalt der Anträge, auch im Grimmforum von Interesse sind. Der Antrag der Grünen vom 29. 5. war zuvor am 25. 8. und 29. 9. vertagt worden.
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Jeannine Korsinek schrieb:
Ist das ein „starkes Stück“ ??????????? Richtig viel los in Kassel………………………………………
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Bonobo schrieb:
Heute zum Beispiel Debatte des Kulturausschusses der Stadtverordnetenversammlung mit gleich drei Grimm-Anträgen, zwei von B 90 / Grünen und einer von der SPD. Die Grünen wollen,
dass der Magistrat gebeten wird, den am 15.12.1959 unterzeichneten Vertrag zwischen der Stadt Kassel und der Brüder Grimm Gesellschaft (BGG) zur Gründung des Brüder Grimm Museums (BGM) zwecks Klärung der zukünftigen Zusammenarbeit neu zu verhandeln, mit dem Ziel, zu einer Neu-Definition der Aufgabenverteilung und -verantwortung des städtischen Museums gegenüber der Brüder Grimm Gesellschaft (als Fördergesellschaft des BGM) zu gelangen. In diese Verhandlung ist auch eine mögliche Kündigung des Vertrages einzubeziehen.
Außerdem wollen sie den Magistrat auffordern,
ein Museums- und Ausstellungskonzept für das Archivmaterial (Flachware) erstellen zu lassen und die damit verbundene BesucherInnenerwartungen darzustellen, das bei der Standortentscheidung (2 oder 3 Standorte) nachvollziehbar hilft.
Die SPD will den Magistrat auffordern,
einem Repräsentanten der Brüder-Grimm-Gesellschaft e.V. Gelegenheit zu geben, die Gesellschaft, ihre aktuellen Vorhaben und ihre Vorstellungen über die künftige Zusammenarbeit mit der Universität Kassel und dem Brüder-Grimm-Museum vorzustellen.
Die Texte der Anträge sind auf der oben verlinkten Seite jeweils durch Klicken auf das Symbol mit dem „V“ erreichbar.
Seltsam ist der dritte Antrag, von der SPD. Hatte denn die Grimm-Gesellschaft bisher keine Gelegenheit, ihre aktuellen Vorhaben und ihre Vorstellungen über die künftige Zusammenarbeit mit der Universität Kassel und dem Brüder-Grimm-Museum vorzustellen? Die Gesellschaft verfügt doch über eine eigene Website – Gelegenheit ist es also sicher nicht, woran es mangelt.
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Klaus Weltermann schrieb:
Bonobo,
ich war auf der letzten STAVO-Sitzung. Einer der Tagesordnugspunkte war das Thema Grimm. Dr. Ostermann (GRÜNE) als erster Redner , der auch den auf der Tagesordnung eingestellten Punkt begründet hat, hielt eine Rede die leider nach meiner persönlichen Ansicht suboptimal war. Selbst Zuhörer, die ein Großgebinde Scho-Ka-Kola zu Beginn der STAVO intus hatten , liefen Gefahr in Morpheus Arme zu sinken, weil der Mann das einfach viel zu langatmig ausgeführt hatte , und nicht wirklich auf den Punkt kam.
Irgendwann kam Frau Dr. Junker-John (ESPEDE) ans Redner-Pult, und verteilte mit einem C-Rohr der Kasseler Berufsfeuerwehr kubikmeterweise Weichspüler in die Diskussion. Der absolute Höhepunkt der Rede war dann die Feststellung, dass diese Beziehung zwischen der Stadt und der BGG schon so lange besteht, und wie wohl im normalen Leben ein Ehepartner einer 30-Jährigen Ehe darüber denken würde , wenn nach 30 Jahren der Partner plötzlich einen Ehevertrag verlangen würde…….. Zu diesem Zeitpunkt saß der OB neben Dr. Neusel auf der Empore und plauderte nett…. Frau Dr. Junker-John beantragte die Überweisung an den Kulturausschuß, wo man das Thema dann unter Ausschluß der Öffentlichkeit beerdigen kann. Selbstverständlich ist die Mehrheit der Interessenvertreter diesem Vorschlag nachgekommen. (Noch Fragen über die Strategie???)
Mein persönliches Highlight war es dann , als TEJ in seinem Redebeitrag das BGM über alles lobte, und feststellte dass das BGM sogar in der deutschen Ausgabe des Reiseführers „1000 Places to See Before You Die“ benannt wird. Ich habe dann irgendwann die Empore verlassen, und war dankbar dass der Mann nicht noch aus „Fix und Foxy“ rezitiert hat.
Noch Fragen ??? Bonobo, Sie leben in Kassel ! Merken Sie sich dass !!! ‚:lol:‘ ‚:lol:‘
Schönen Abend noch
KW
(Quelle: http://forum.hna.de/forum/viewtopic.php?pid=101780#p101780)
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Bonoboche, 20. November 2008
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Resultat der Grimm-Beratungen der Stavo Kassel
In einem Kommentar zu den Ergebnissen der Stavo-Versammlung und des Kulturausschusses schreibt die HNA mit heutigem Datum:
Stochern im Nebel
Ellen Schwaab über die Zukunft des Grimm-Standortes Kassel
Die Mitglieder des Kulturausschusses wollen ein Museums- und Ausstellungskonzept für das Erbe der Grimms, um über die künftigen Standorte entscheiden zu können. Und was tut Kulturdezernent Thomas-Erik Junge? Er gibt den Auftrag an den Leiter des Grimm-Museums weiter, der in Personalunion auch die Geschäfte der Brüder-Grimm-Gesellschaft führt. Diese hat unmissverständlich klargemacht, dass sie am Palais Bellevue als Museumsstandort festhält.
Wie das Ergebnis aussehen wird, ist absehbar. Die Grimm-Gesellschaft wird kaum auf die Präsentation des Archivmaterials verzichten. Ganz gleich, wie viele Besucher sich dafür interessieren oder nicht. Statt endlich Klarheit über die Zukunft des Grimm-Standortes zu schaffen, wird weiter im Nebel gestochert. els
Folgend der Hauptartikel:
Reicht das Geld für drei?
Auseinandersetzung um Anzahl der künftigen Grimm-Standorte geht in nächste Runde
Von Ellen Schwaab
KASSEL. Sind die Grimm-Bestände so umfangreich, dass damit drei Museen bestückt werden können? Wie viele Besucher werden sich das Archivmaterial wie Grafiken, Briefe und Bilder voraussichtlich ansehen? Antworten darauf soll ein Museums- und Ausstellungskonzept geben (siehe Artikel links). Hintergrund ist die Debatte um die Anzahl der künftigen Grimm-Standorte. Dabei geht es um das Palais Bellevue, die Torwache und einen Museumsneubau auf dem Weinberg.
Die SPD will sich erst dann festlegen, wenn klar ist, was eine einfache beziehungsweise museumsgerechte Sanierung des Bellevue an der Schönen Aussicht kostet. Die Grünen wollen es zu Gunsten eines neuen Museums auf dem Weinberg aufgeben. Es soll nur noch so lange das Grimm-Museum beherbergen, bis der Neubau fertig ist. FDP und CDU halten am Bellevue als Grimm-Standort fest. Mit ihnen Kulturdezernent Thomas-Erik Junge (CDU). „Wir werden stark mit drei Standorten“, sagt er. Für ihn sei deshalb entscheidend: „Wann gibt es grünes Licht für die Sanierung des Palais Bellevue?“
In der Masterplanung für die städtischen Museen sind 1,5 bis 1,95 Millionen Euro dafür eingesetzt. Insider gehen inzwischen aber von doppelt soviel aus. Neubau-Befürworter wie Dr. Klaus Ostermann (Grüne) befürchten, dass damit Fakten für den Erhalt des Schlösschens als Museumsstandort geschaffen werden. Denn das verbaute Geld würde für ein neues Haus auf dem Weinberg fehlen. „Wenn wir so weitermachen, kriegen wir kein welterbefähiges Museum hin“, sagt Ostermann. Für den Ausbau der städtischen Museen sind 20 Millionen Euro vorgesehen, davon 7,5 Millionen fürs Stadtmuseum.
Unterdessen hat Junge den Leiter des Grimm-Museums, Dr. Bernhard Lauer, mit der gewünschten Aufstellung beauftragt. Wann das Konzept vorliegt, vermochte Junge nicht zu sagen. Die im Fachjargon als Flachware bezeichneten Bilder, Briefe und Grafiken sollen nach seinen Vorstellungen neben den Büchern auch künftig im Palais Bellevue bleiben. Als authentischer Ort ermögliche es den Besuchern aus aller Welt, in ein Stück altes Kassel einzutauchen. Ein modernes Museum könne dies niemals leisten.
In der Torwache am Brüder-Grimm-Platz will Junge neben der rekonstruierten Grimm-Wohnung Bibliothek und Verwaltung unterbringen. In dem Museum am Weinberg soll die Märchenwelt inszeniert werden. „In die taucht man nicht ein, wenn man vor der Flachware steht“, sagt Junge. In Erlebnisräumen würden Märchenmotive wie Turm, Höhle, Brunnen und Palast szenisch dargestellt. Außerdem soll es anschauliche Informationen über das Wirken der Grimms geben. KOMMENTAR
Und hier noch ein Artikel zu den Gesprächen:
Stadtverordnete fordern Konzept
Kulturausschuss: Erst Pläne für Grimms, dann Entscheidung über Geld
Kassel. Die Kasseler Stadtverordneten verlangen ein inhaltliches Museums- und Ausstellungskonzept der Stadt für den Umgang mit dem Erbe der Brüder Grimm. Einstimmig hat der Kulturausschuss beschlossen, dass der Magistrat ein Konzept erstellen lassen soll, das darstellt, auf welche Weise die Besucher an den unterschiedlichen Kasseler Grimm-Stätten angesprochen werden sollen. Damit soll das Konzept eine Grundlage bilden für die Entscheidung, an welchem der drei geplanten Grimm-Standorte (Palais Bellevue, Torwache und das neu zu bauende Museumsgebäude am Weinberg) welcher Ausstellungs- beziehungsweise Forschungsschwerpunkt gebildet werden wird.
Bevor Investitionen in die bauliche Entwicklung beschlossen würden, müsse man darstellen, wie die Grimm-Bestände „inszeniert“, also womit Besucher nach Kassel gelockt werden könnten, begründete Dr. Klaus Ostermann den Antrag der Grünen. Insbesondere sei wichtig zu überlegen, wie die eher spröden Archivmaterialien, die so genannte Flachware, ansprechend präsentiert werden könnten. Bevor er als Stadtverordneter über 15 Millionen Euro für Gebäude entscheide, wolle er genau wissen, was an welchem Standort geplant sei und was sich unter dem Begriff „Märchenwelt“ verberge: „Wer betreibt was für wen?“, fragte Ostermann. Helfen könne bei einer solchen Konzeption der Blick auf andere erfolgreiche Literaturhäuser und -museen, etwa das Deutsche Literaturarchiv Marbach und das Lessing-Haus in Wolfenbüttel. Auch Sprecher anderer Fraktionen erwarteten eine genauere inhaltliche Planung. Gisela Schmidt (FDP) erinnerte daran, dass ein Grimm-Museum am Weinberg „bislang nichts als eine Absichtserklärung“ sei.Keinen Erfolg hatte ein auch von FDP und der Linken befürworteter Antrag der Grünen gegen die Mehrheit von CDU und SPD, wonach im Zuge der Grimm-Planungen der fast 50 Jahre alte Vertrag der Stadt mit der Brüder-Grimm-Gesellschaft überprüft und neu verhandelt werden soll, um die unterschiedlichen Aufgaben präziser zu fassen. Für die Grünen geht aus dem Vertrag nicht hervor, wer beim Thema Grimm „das Sagen hat“. Diese Unklarheiten könnten – wegen möglicher Blockaden durch die Grimm-Gesellschaft – ein Hindernis sein auf dem Weg, die Grimms zu einer in Kassel verankerten „Weltmarke“ zu machen.
Bürgermeister Thomas-Erik Junge widersprach. Die rechtliche Konstruktion sei unstrittig: Die Stadt sei für Gebäude und Personal verantwortlich, das Kuratorium, in dem die Stadt die Mehrheit habe, für die inhaltliche Gestaltung: „Die Stadt bestimmt, was passiert.“ Strittig sei lediglich das Prozedere bei Berufung und Abberufung des Museumsleiters. (vbs) Archivfotos: Koch
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Jeanne d’Arc, 26. November 2008
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Baupläne fürs Grimm-Museum
Das Rathaus Kassel hat auf seinen Internetseiten interessante Dokumente zu den Planungen für das Grimm-Museum und das Stadtmuseum eingestellt.
Im Kulturausschuss möchte der Kulturdezernent am 20. 1. einen Beschluss erreichen, der „Masterplanung 2013, Teil I: Brüder Grimm-Museum und Stadtmuseum“ (Hegger, Hegger & Schleiff 2008) als Grundlage für die weitere Planung zuzustimmen. Der Magistrat hat sich seinerseits bereits für diese Option entschieden.
Die Masterplanung, über die voriges Jahr in der Presse kontrovers berichtet wurde, kann man dort downloaden.
Zum Grimm-Museum heißt es in der Beschlussvorlage des Magistrats:
Das Palais Bellevue wird denkmalgerecht als kulturell multifunktional nutzbares Gebäude mit Ausstellungs-, Verwaltungs- und Konferenzfunktion instand gesetzt, so dass eine angemessene Präsentation der Brüder Grimm in Kassel zu den anstehende Grimm-Jubiläen ab 2011 ermöglicht wird. Die Kosten hierfür betragen ca. 3 Mio. €. Parallel hierzu werden weiterhin die Planungen zum Neubau eines Brüder Grimm-Museums am Weinberg verfolgt. Vor den Einzelbeschlüssen zu Art und Umfang der Maßnahmen wird eine Investitionsprüfung durchgeführt.
In der PDF-Datei zur Masterplanung werden aufgrund der Gegebenheiten des Palais Bellevue allerdings beträchtliche Einschränkungen hinsichtlich der Nutzungsmöglichkeiten konstatiert. Der Zustand der historischen und für die Erschließung entscheidenden Wendeltreppe sei bereits als so kritisch eingestuft worden, dass die Tragfähigkeit durch Zugelemente (die in der obersten Balkenlage rückverankert sind) provisorisch gesichert werden musste.
Diese Treppenanlage würde für eine öffentliche Nutzung im Zuge einer Gebäudeinstandsetzung nicht als einzige Erschließung dienen können und durch ein notwendiges Treppenhaus zu ergänzen sein. Dies würde wiederum den Charakter und die Nutzbarkeit des Gebäudes erheblich beeinträchtigen. Hinzu kommt, dass das Gebäude derzeit nicht barrierefrei zu erschließen ist.
Die empfindlichen baulichen Gegebenheiten des Palais Bellevue seien für eine Nutzung als Ort mit hoher Publikumsnutzung deshalb nicht geeignet.
Der Eingangsbereich des Palais Bellevue sei mit vielen Funktionen wie Garderobe, Foyer, Museumsshop und Kasse überfrachtet und könne größere Besuchergruppen nicht bewältigen. Es seien derzeit keine Räume für museumspädagogische Angebote vorhanden. Die Lage der Besuchertoiletten im Dachgeschoss sei unkomfortabel und störe die Besucherführung. Die derzeitige Situation unzusammenhängender Ausstellungsflächen und die Durchmischung mit anderen Nutzungen mache die Umsetzung eines schlüssigen Ausstellungskonzeptes nahezu unmöglich. Die geringen Ausstellungsflächen seien über drei Geschosse verteilt. Hierdurch werde ein zusammenhängendes Museums-Erlebnis deutlich beeinträchtigt. Ein 2003 mit drei Planungsteams (jeweils besetzt mit den Disziplinen Architektur, Stadtplanung, Ausstellungsgestaltung) durchgeführter Ideenwettbewerb zu möglichen Erweiterungen am Standort Bellevue habe gezeigt, dass eine bauliche Entwicklung auf dem Grundstück zu einer unangemessen dichten Bebauung führen und eine Weiterentwicklung ausschließen würde. Eine unterirdische Bebauung Richtung Rosenhang habe aufgrund von dort liegenden Hauptversorgungstrassen nicht wirtschaftlich und funktional weiterentwickelt werden können.
Von der Seite des Rathauses Kassel kann man außerdem inhaltliche Konzepte der Leitungen des Stadtmuseums und des Grimm-Museums für die künftige Ausstellungsarbeit herunterladen.
Die Seite zur Sitzung des Kulturausschusses am 20. 1. erreicht man mit folgendem Link: http://sdnet.stadt-kassel.de/termine.do?selected=2009-01-01M&gid=30
Dort auf das Symbol „E“ (Einladung) links klicken.
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Bonoboche, 15. Januar 2009
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Grimm-Konferenz in der Extra-Tip-Redaktion
(Text- und Bildzitate: „Extratip“ Kassel, siehe auch www.extratip.de)
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Jeanne d’Arc, 18. Januar 2009
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Empörung im Ausschuss (HNA v. 29.10.2009)
Stadtverordnete fühlen sich vom Leiter des Grimm-Museums hingehalten und düpiert
Mal wieder in der Kritik: Dr. Bernhard Lauer, der Leiter des Brüder-Grimm-Museums, zog den kollektiven Zorn des städtischen Kulturausschusses auf sich, weil er der Sitzung fernblieb
Kassel. Es kommt nicht oft vor, dass die Stadtverordneten kollektiv sauer werden. Doch bei der Sitzung des Kulturausschusses am Dienstagabend war der Ärger groß und allgemein. Vor dem Ausschuss hätte der Leiter des Brüder-Grimm-Museums, Dr. Bernhard Lauer, erscheinen sollen. Und der Magistrat hätte eine Anfrage der Grünen beantworten müssen, wie es um die Grimm-Bestände in Kassel bestellt ist. Das Material dazu hätte ebenfalls Lauer liefern sollen.
Doch Lauer ließ sich wegen Urlaubs entschuldigen, auch habe er keine Zeit gefunden, die Fragen zu Zahl, Art und Eigentumsverhältnissen der Grimm-Bestände zu beantworten. Im Raum steht die von Lauer ins Spiel gebrachte Zahl von 100 000 Objekten.
Es war nicht der erste Versuch, von Lauer Auskunft über die Grimm-Bestände zu erhalten. Schon zur vorigen Sitzung hätten die Antworten vorliegen sollen – doch die von Lauer auf einer DIN-A-4-Seite aufgeführten Erklärungen waren so dürftig und wenig aussagekräftig, dass der Magistrat das Papier zurückhielt.
Die neuerliche Düpierung der Stadtverordneten bezeichnete Dr. Klaus Ostermann (Grüne) als „abenteuerlich“, zumal sich das Verfahren schon seit Mai hinziehe. Gisela Schmidt (FDP) gab unter allgemeiner Zustimmung den Protest gegen die Missachtung der Stadtverordnetenversammlung zu Protokoll. Der scheidende Kulturdezernent Thomas-Erik Junge bemerkte dazu, er teile den Ärger der Stadtverordneten. Notfalls müsse ein externer Gutachter die offenen Fragen beantworten.
Nun soll die Anfrage im Dezember beantwortet werden. Dann will auch Lauer vor dem Ausschuss erscheinen. Er wird einige zusätzliche Fragen zu beantworten haben. (w.f.)
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Wie lange noch? (HNA v. 29.10.2009)
Werner Fritsch über Bernhard Lauers Missachtung der Stadtverordneten
Es war kein Zufall, dass der Eklat in Sachen Kasseler Grimm-Bestände sich ausgerechnet in der letzten Sitzung des Kulturausschusses ereignete, in der Thomas-Erik Junge als Kulturdezernent zugegen war. Seine Versuche, den Leiter des Brüder-Grimm-Museums und Geschäftsführer der Brüder-Grimm-Gesellschaft, Dr. Bernhard Lauer, einzufangen und zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit den Stadtverordneten anzuhalten, haben nichts gefruchtet. Wie kann man es zulassen, dass Lauer die Stadtverordneten ein ums andere Mal brüskiert? Seit Monaten liegen Anfragen des Kulturausschusses zu Zahl, Art und Eigentumsverhältnissen der Grimm-Bestände in der Stadt vor. Zuerst beantwortete Lauer sie so unzureichend, dass es an Frechheit grenzte. Jetzt lässt er sich mit Urlaub entschuldigen, und der Magistrat muss womöglich einen Gutachter zur Beantwortung der Fragen bestellen. Wann endlich führt dieses unglaubliche Verhalten zu Konsequenzen? fgh@hna.de
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Immer Ärger mit Grimm (HNA v. 29.10.2009)
Von Werner Fritsch
Ein knappes Jahrzehnt an der Spitze des Kulturdezernats, da hinterlässt einer Spuren. Thomas-Erik Junge kann sich auf die Fahne schreiben, dass er die größte Mobilisierung Kasseler Bürger für Kultur organisiert hat, die es in dieser Stadt jemals gegeben hat.
[…]
Seine Initiative, Kassel zur Stadt der Kinderkultur zu machen, ist lobenswert, auch wenn vieles Symbolpolitik blieb.
[…]
Gleich mehrere Niederlagen musste Junge beim Thema Brüder Grimm einstecken. Weder gelang es ihm, die ständigen Querelen um den Leiter des Grimm-Museums, Dr. Bernhard Lauer, zu beenden, noch bewies er ein Händchen für die Museumsplanung. Seine Vorstellung, am Palais Bellevue als dauerhaftem Museumsstandort festzuhalten und an der Trompete einen Erweiterungsbau zu errichten, scheiterte.
Die Entwicklung eines städtischen Museumskonzeptes in Ergänzung zum groß angelegten Ausbau der staatlichen Museen zog sich jahrelang hin. Anstatt Vorgaben zu liefern, startete er den zum Scheitern verurteilten Versuch, per Bürgerbeteiligung eine Museumsplanung von unten zu organisieren.
Der Vorwurf, keine kulturpolitischen Visionen zu haben, keinen Masterplan Kultur für Kassel entwickelt zu haben, begleitete Junges gesamte Amtszeit nach der Kulturhauptstadt-Bewerbung. Auch engagierte sich Junge deutlich weniger für die Aufnahme des Bergparks Wilhelmshöhe ins Unesco-Weltkulturerbe als für die Kulturhauptstadt-Bewerbung.
(Alle Zitate: „Hessisch-Niedersächische Allgemeine“ Kassel, http://www.hna.de)
Redaktionelle Anmerkung:
Die Redaktion des Grimmforums distanziert sich ausdrücklich von den in obigen Artikeln enthaltenen Tatsachenbehauptungen und Wertungen zu Vorgängen in Kassel. Die Verantwortung hierfür liegt allein beim Autor. Den Wahrheitsgehalt des Berichtes über die jüngste Kulturausschusssitzung können wir nicht beurteilen.
Die im Artikel genannte Anfrage von Dr. Klaus Ostermann, Grüne, vom 20. 4. 2009 sowie eine Antwort des Grimm-Museums vom 27. 4. 2009 können über folgenden Link eingesehen werden: http://sdnet.stadt-kassel.de/vorlagen-input.do, dort die Vorlagennummer 101.16.1294 aufrufen und in der nächsten Anzeige Symbole links anklicken.
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Jeanne d’Arc, 1. November 2009