Rücktritt des Vorsitzenden der Brüder Grimm-Gesellschaft Kassel?
Die Kasseler Zeitung HNA veröffentlichte am gestrigen Mittwoch einen Artikel, laut dem der 2006 gewählte neue Vorsitzende der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V., der Berliner Unternehmer Klaus Dieter Staubach, einen Rücktritt erwäge und der stellvertretende Regierungspräsident Dr. Werner Neusel bereit sei, den Vorsitz der Gesellschaft zu übernehmen. Nachfolgend dokumentiere ich die HNA-Berichterstattung:
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Um etwaigen rechtlichen Streitigkeiten um diese HNA-Berichterstattung aus dem Weg zu gehen, distanziere ich mich ausdrücklich von Inhalt und Form des zitierten Textes. (Siehe hierzu auch die entsprechenden Bemerkungen im Impressum).
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Berthold Friemel, 17. April 2008
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Rücktritt des Vorsitzenden der Brüder Grimm-Gesellschaft!
(Quelle für Text- und Bildzitat: HNA)
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Jeanne d’Arc, 19. April 2008
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„An einem Strang“
Unter den Überschriften „An einem Strang“ und „Auf einen guten Weg“ veröffentlichte das Kasseler Anzeigenblatt „Extratip“ am Sonntag ein Interview mit dem stellvertretenden Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Werner Neusel (SPD) als einem Kandidaten für den Vorsitz der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V.
Neusel bezieht sich in dem Interview auf seine Tätigkeit als ehrenamtlicher Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft „200 Jahre Brüder Grimm“ in den 80er Jahren. Neusel: „Es war eine spannende Zeit damals. Und ich finde es furchtbar schade, dass es heute, im Zusammenhang mit dem Thema Grimm, vor allem diese gegenseitigen Vorwürfe sind, auf denen ständig herumgeritten wird – das ist der Sache der Grimms sicher nicht dienlich. Deshalb bin ich nun bereit, meinen Beitrag zu leisten, damit diese widerstreitenden Interessen nach Möglichkeit wieder zusammengeführt werden – und wieder alle an einem Strang ziehen. Denn nur so kann die Marke Grimm, zum Wohle der Kassels und der Region, noch populärer gemacht werden.“
Neusel schätzt ein, er werde als möglicher Vorsitzender der Brüder Grimm-Gesellschaft nicht polarisieren. Er sei „sicher auch bereit, jedem, der guten WilIens ist, die Hand zu reichen“.
Das vollständige Interview: http://www.extratip.de/index.php?&task=artikel2&artikel_id=15785
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Berthold Friemel, 22. April 2008
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Belauscht
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
vielleicht haben Sie sich nach meiner letzten Indiskretion über den bevorstehenden Führungswechsel in der Brüder Grimm-Gesellschaft gewundert, weshalb sich der Noch-Regierungsvizepräsident als Kandidat schon ins Spiel brachte (siehe oben), als ihn eigentlich noch gar keiner gefragt hatte? – Nun, ich will es Ihnen verraten.
Ursprünglich war alles ganz anders geplant. Der Kasseler Oberbürgermeister Hilgen und der Bürgermeister Junge hatten wieder einmal vor, ihrem weltbesten Kenner der Brüder Grimm einen starken Präsidenten vor die Nase zu setzen, wie sie es vor zwei Jahren schon mit einem sozialdemokratisch bewährten ehemaligen Universitätspräsidenten versucht hatten. Kaum hatten sie den starken Mann damals öffentlich verkündet, glaubten sie den bösen Geist in die Flasche gebannt. Erst nach der Wahl merkten sie, dass ihre Rechnung nicht aufgegangen war.
2008: Wieder hat ein Präsident der Brüder Grimm-Gesellschaft genug von diesem Amt. Im Sommer will er gehen. Anders als vor zwei Jahren weiß kaum jemand davon. Aber die Stadtoberen Kassels gehören zum engen Zirkel der Eingeweihten. Wieder sehen sie die Chance, die Grimm-Gesellschaft nach ihrem unbewährten politischen Rezept zu gestalten. Nur diesmal ganz abseits der Öffentlichkeit. Weder die Mitglieder der Grimm-Gesellschaft noch Medienvertreter wissen, was sich bei belegten Brötchen und Rotwein in den Büros der beiden Bürgermeister zusammenbraut.
Da gibt es Prof. Dr. phil. Leonhard, Staatssekretär a. D. (SPD-nah), nicht überall in gutem Angedenken in Wiesbaden, Vorsitzender des nationalen Nominierungskomitees für das UNESCO-Programm „Memory of the World“. Jener, über den die Nominierung der Kasseler Grimm-Handexemplare für das Weltdokumentenerbe erfolgte, der die dafür geltenden Regeln offenbar nicht so wichtig fand und im Interesse der Grimm-Gesellschaft geklitterte Angaben passieren ließ, – und der jetzt, man höre und staune – bei den Dienstherrn des Grimm-Museums, das diese Bestände verwahrte und von wo sie beinah wundersam zum Eigentum einer privaten Gesellschaft geworden wären, zum Wunschkandidaten für das Amt des Vorsitzenden der Grimm-Gesellschaft wird.
Doch damit nicht genug. Die Rechnung ist ohne den Zeremonienmeister der Märchenwelt gemacht. Er hat da noch einen langjährigen Mitstreiter (SPD) an einer Schaltstelle sitzen, der ihm lieber wäre als ein UNESCO-Mann. Dieser hat vielleicht doch noch eine Rechnung mit ihm offen wegen unwahrer Angaben im geheiligten Dokument. Also handelt der Meister, startet den Wechsel sofort, und den anderen bleibt wieder einmal das Nachsehen und Staunen.
Die Fortsetzung kennen Sie. Von dem UNESCO-Mann hätten Sie eigentlich nichts erfahren sollen …
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Nosferatu, 21. Mai 2008
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Windfuhr: Grimm-Gesellschaft ins Abseits manövriert
Die Kasseler HNA berichtet in ihrer heutigen Ausgabe über die Wahl Dr. Werner Neusels zum Vorsitzenden der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. und über den Umgang der Wahlversammlung mit zwei aus den Mitgliederkreisen gestellten Anträgen zur künftigen musealen Nutzung des Wohnhauses der Brüder Grimm am Brüder-Grimm-Platz in Kassel, über die kürzlich in einem Gespräch zwischen Landesregierung, Stadt Kassel und IHK Kassel in Wiesbaden eine Grundsatzentscheidung getroffen wurde. Die Mitgliederversammlung habe beschlossen, so die HNA, zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme hierzu abzugeben. Der langjährige Vorsitzende der Brüder Grimm-Gesellschaft, Wolfgang Windfuhr, kommentierte diese Entscheidung der Mitgliederversammlung laut HNA mit den Worten: „Ich bin entsetzt, die Grimm-Gesellschaft hat sich mit dieser Abstimmung ins Abseits manövriert.“
Einziger Beschluß der Mitgliederversammlung war die Wahl des Kasseler Regierungsvizepräsidenten Dr. Neusel (SPD) zum neuen Vorsitzenden. Der zurückgetretene Vorsitzende Dieter Staubach zog laut HNA folgende Bilanz seiner Amtszeit: „Die Wogen im Verein seien geglättet, der Kurs werde gehalten, bilanzierte er. Damit aber das Schiff dem Ruder gehorche, müsse der Kapitän ständig an Bord sein, und das könne er von Berlin aus nicht leisten.“
Im persönlichen Vergleich mit seinem Nachfolger habe Staubach festgestellt: „Ich kann weder Kassel noch Grimm – ob das eine Eignung dafür ist, das Schiff in Fahrt zu bringen?“ Seinen Nachfolger habe er mit dem Motto empfohlen: „Er kann Partei, er kann Kassel, er kann Grimm.“
http://www.hna.de//kasselstart/00_20080608215420_Es_gibt_nicht_genug_Grimm.html
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Bonoboche, 9. Juni 2008